Der Ćišinski-Preis ist die höchste Auszeichnung der Sorben. Mit dem Preis, der durch die Stiftung für das sorbische Volk alle zwei Jahre vergeben wird, werden herausragende Leistungen auf dem Gebiet der sorbischen Kultur, Kunst oder Wissenschaft gewürdigt und vielversprechende Anfänge in diesen Bereichen gefördert. Der Preis wird im Andenken an Jakub Bart-Ćišinski (1856-1909), den Klassiker der sorbischen Literatur, verliehen.
Die Feierlichkeit zur Verleihung des Ćišinski-Preises und des Ćišinski-Förderpreises fand am 18. Oktober 2025 im Bildungsgut Schmochtitz St. Benno statt. Die Verleihung an sich übernahm die Staatsministerin für Kultur und Tourismus des Freistaates Sachsen, Frau Barbara Klepsch.
Der Ćišinski-Preis 2025 wurde Měrćin Weclich für sein wegbereitendes Wirken auf dem Gebiet der sorbischen populären Musik und die Förderung junger sorbischer Gesangstalente verliehen.
Er wuchs als jüngstes von drei Kindern auf einem Kleinbauernhof in Kuckau auf. Früh schon lernte er von Mutter und Vater auch nach der Schule mit anzupacken. Ihr Motto lautete "Singe (bete) und arbeite", Musik gehörte zum Alltag wie das tägliche Brot. Das Klavierspiel erlernte er im Panschwitzer Kloster.
Nach dem Abitur und dem Wehrdienst koordinierte er Kulturprojekte im Gemeindeverband, war Redakteur der Nowa Doba, spielte in der Gruppe "Tajfun" und dann professionell in der Band "Oberland". Drei Jahre später kehrte er zum Journalismus zurück zu Serbske Nowiny, bis er sich schließlich 2020 in den Ruhestand begab!
Als Komponist und Sänger entwickelte er seit den 1990er Jahren eine neue sorbische Sprachkultur, weil er unsere Sprache auf bisher unbekannte Ausdrucksweise interpretierte - mit Unterhaltungsmusik, besonders mit Ballade und Chanson.
Seit je her sucht Weclich gezielt nach jungen Gesangstalenten an sorbischen und zweisprachigen Schulen und fördert junge Sängerinnen und Sänger und ihre künstlerische Bildung.
Außerdem ist er Schöpfer vieler beliebter Lieder und Oratorien und hat 11 CDs zusammengestellt und herausgegeben.
Grundlage seines Wirkens ist eine starke eigene Motivation, mit der er auch ein privates sorbisches Kultur- und Musikmanagement geschaffen hat.
Der Ćišinski Förderpreis 2025 wurde Julian Nyča (Nitzsche) verliehen, für seine besonderen Verdienste bei der Etablierung der sorbischen Sprache und der Vermittlung von Wissen über die Sorben in den digitalen Medien.
Julian Nyča wurde 1988 in Bautzen geboren. Nach dem Abitur am Bautzener Schillergymnasium studierte er an der Humboldt-Universität in Berlin Slawistik mit besonderem Fokus auf die südslawischen Sprachen und Kulturen.
Nach dem Studium kehrte er in die Lausitz zurück und war unter anderem Redakteur der sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sorbischen Institut Bautzen, Projektmitarbeiter beim WITAJ-Sprachzentrum (Übersetzungs-App "sotra") und als Dozent für Sorbischsprachkurse. Derzeit arbeitet er im Projekt "ZARI - Netzwerk für sorbische Sprache und regionale Identität" als Projektleiter für den Bereich sprachliche Bildung.
Der Verbreitung der sorbischen Sprache und sorbischer Inhalte in digitalen Medien widmet er sich überwiegend ehrenamtlich. Seit 2005 ist er Autor und Administrator der deutschen Wikipedia und seit 2011 der von ihm gebauten obersorbischen Wikipedia. Inzwischen sind rund 4000 Fotografien und Grafiken, die er zu sorbischen Themen angefertigt hat, online veröffentlicht.
Über die Zuerkennung des Ćišinski-Preises und des Ćišinski-Förderpreises hatte das Kuratorium des Ćišinski-Preises unter der Leitung des Stiftungsratsvorsitzenden Marko Kowar in seiner Sitzung am 14. Juni 2025 entschieden.
Der Ćišinski-Preis ist mit 12.000 Euro dotiert, der Ćišinski-Förderpreis mit 4.000 Euro. Zusätzlich erhalten die Preisträger eine Urkunde und eine Ehrennadel mit dem Bildnis Ćišinskis.
Ansprechpartnerin für mehr Infos:
Michaela Mošowa/Moosche
Stiftung für das sorbische Volk
Telefon: 03591 550320
m.mosowa@zalozba.de
Programm der Verleihung
Laudatio an den Preisträger des Ćišinski-Preises
Laudatio an den Preisträger des Ćišinski-Förderpreises