Auszug
Sehr geehrter Staatsminster Gemkow,
die Bewahrung und Förderung der sorbischen Sprache und Kultur bedarf eines zeitgemäßen sorbischsprachigen Studiums, das sich mit allen Bereichen der Sorabistik beschäftigt. Dazu gehören neben der Sprachwissenschaft auch Geschichte, Literaturwissenschaft, Volkskunde und weitere Bereiche der Kulturwissenschaften. Dies ist umso wichtiger, da allein an der Universität Leipzig der Lehrernachwuchs für das Fach Sorbisch aller Schularten ausgebildet wird. Dieser wird in der Lausitz dringend benötigt. Dies gilt auch für das künftige Personal sorbischer Institutionen.
Da Ober- und Niedersorbisch slawische Sprachen sind und die Geschichte der Sorben eng mit den slawischen Nachbarländern verbunden ist, versteht sich die Sorabistik als Teil der Slawistik und soll in diesem Sinne weiter profiliert werden. Der Vergleich mit anderen Minderheitensprachen ist dabei nützlich, sollte aber nicht im Fokus der sorabistischen Forschung und Lehre stehen.
Die Domowina, sorbische Institutionen und überregionale Vereine erwarten, dass die Qualität des Sorabistikstudiums am Institut für Sorabistik verbessert, mit geeignetem sorbischsprachigem Personal und den entsprechenden Stellen ausgestattet wird. Derzeit entspricht das Sorabistikstudium nicht den sorbischen Bedürfnissen.
Folgende konkrete Maßnahmen sind aus unserer Sicht notwendig:
- Die Dozent:innen und Mitarbeiter:innen des Instituts für Sorabistik sollten Sorbisch auf hohem Niveau beherrschen. Ihre Sprachfertigkeiten sind mit einem entsprechenden Zertifikat auf dem Niveau C1 und perspektivisch auch C2 nachzuweisen.
- Das Institut für Sorabistik sollte regelmäßig Sprachunterricht für verschiedene Niveaus der Sorabistikstudent:innen anbieten. Dieses Angebot soll auch für Student:innen anderer Fachrichtungen geöffnet werden.
- In Anlehnung an andere Sprachfächer sollte die Didaktik sowohl für den bilingualen Unterricht als auch für Sorbisch als Zweitsprache ausgebaut werden. Dabei ist ebenfalls auf Student:innen anderer Fachrichtungen zu achten.
- Neben der sprachwissenschaftlichen Ausbildung sollte eine breit verstandene sorabistische Bildung gewährleistet werden, die gleichermaßen auf kulturwissenschaftliche, literaturwissenschaftliche, geschichtliche und andere Angebote achtet.
- Die Beziehungen zu slawistischen Instituten im In- und Ausland sollten gestärkt werden. Dies betrifft insbesondere Kooperationen im Bereich der Lehre, aber auch den aktiven studentischen Austausch.
- Nach dem Sächsischen Sorbengesetz gewährleisten der Freistaat Sachsen und die Universität Leipzig eine Hochschulausbildung auf dem Gebiet der Sorabistik. Zur Unterstützung sollte das Institut für Sorabistik in Leipzig Kooperationen mit anderen Institutionen aufbauen, die sich mit der Sorabistik beschäftigen, insbesondere mit dem Sorbischen Institut in Bautzen und Cottbus sowie dem Institut für Slawistik an der TU Dresden. Es sollte geprüft werden, ob Wissenschaftler:innen des Sorbischen Instituts in die Lehre am Institut für Sorabistik einbezogen werden können, um diese zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen